Jeanette Stappenbeck 
Mut ist mit deiner Seele zu tanzen


Blog 




Grenzen und Trauma – der Weg zurück in ein selbstbestimmtes Leben

Grenzen zu setzen bedeutet, sich selbst zu schützen, emotional, körperlich und seelisch. 
Für viele Menschen klingt das selbstverständlich, doch für andere ist es eine große Herausforderung, weil dieser Schutz nie ausreichend gelernt werden konnte oder im Laufe des Lebens immer wieder verletzt wurde. 

Die Fähigkeit zur Abgrenzung entsteht nicht plötzlich im Erwachsenenalter, sie entwickelt sich bereits sehr früh und ist eng mit unseren ersten Beziehungserfahrungen verbunden.

In der Kindheit lernen wir durch sichere Bindungen, was ein Nein bedeutet, was uns zusteht und wo unser eigener Raum beginnt und der eines anderen endet. Wir erfahren, ob unsere Bedürfnisse gesehen werden, ob wir ernst genommen werden und ob wir uns sicher fühlen dürfen. 

Werden diese natürlichen Entwicklungsprozesse jedoch durch traumatische Erfahrungen wie Vernachlässigung, Übergriffigkeit, emotionale Manipulation oder Gewalt gestört, dann kann das innere Gefühl für Sicherheit, Würde und Selbstbestimmung nachhaltig beeinträchtigt werden.

Trauma ist immer eine Grenzverletzung. 

Dabei spielt es keine Rolle, ob die körperliche Unversehrtheit betroffen ist, die emotionale Integrität oder das Recht auf Selbstbestimmung. Traumatischer Stress entsteht dann, wenn innere oder äußere Grenzen überschritten werden und wir keine Möglichkeit haben, uns zu schützen oder zu entziehen. 
Besonders tief wirken solche Erfahrungen, wenn enge Bezugspersonen involviert sind, denn dort, wo eigentlich Sicherheit sein sollte, entsteht Verunsicherung oder Angst.

Viele Betroffene bleiben nach solchen Erfahrungen in einem inneren Überlebensmodus zurück. Anpassung, Rückzug, ständige Wachsamkeit oder Selbstverleugnung werden zu Strategien, um weiteren Schmerz zu vermeiden. 

Oft geschieht dies unbewusst und über Jahre hinweg. Eigene Bedürfnisse werden klein gemacht, Grenzen verwischen, und Beziehungen fühlen sich eher anstrengend als nährend an. Der Preis dafür ist hoch, denn langfristig geht dabei der Kontakt zur eigenen Kraft und zu sich selbst verloren.

Ein zentraler Schritt auf dem Weg der Heilung ist es, die eigenen Grenzen wieder wahrzunehmen und ihnen zu vertrauen. Das beginnt häufig ganz leise, mit einem inneren Unbehagen, mit körperlichen Signalen oder dem Gefühl, dass etwas nicht stimmig ist. Diese Signale ernst zu nehmen bedeutet, sich selbst wieder zuzuhören und sich die Erlaubnis zu geben, Nein zu sagen, ohne sich dafür rechtfertigen zu müssen.

Verletzlichkeit spielt in diesem Prozess eine wichtige Rolle und sie ist keine Schwäche. 
Sich zu zeigen, mit dem, was war und mit dem, was gerade ist, erfordert Mut und innere Stärke. Wie ein Gegenüber mit dieser Verletzlichkeit umgeht, zeigt sehr deutlich sein wahres Gesicht. 

Ob jemand Schutz bietet, zuhört und respektiert oder ob er die Offenheit nutzt, um zu kontrollieren, zu manipulieren oder zu schwächen. Diese Erkenntnis kann schmerzhaft sein, ist aber auch klärend.
Wenn du beginnst, deine Grenzen zu fühlen und zu schützen, wächst dein innerer Halt. Alte Muster von Selbstverrat und Selbstabwertung dürfen sich langsam lösen. 

Es entsteht Raum für Beziehungen, die auf Respekt, Freiraum und gegenseitiger Achtung basieren und in denen Selbstbestimmung nicht bedroht, sondern unterstützt wird. Schritt für Schritt führt dieser Weg zurück in deine Kraft, in deine Selbstermächtigung und in ein Leben, das sich wieder mehr nach dir anfühlt.




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